Die Maus besucht die Tonpost
Die Maus besucht die Tonpost
Trier – Wie fühlt es sich an, wenn man blind ist? Das konnten Kinder mit ihren Familien anlässlich der Aktion „Türen auf mit der Maus“ beim Arbeitsfeld Inklusion des Bischöflichen Generalvikariats Trier (BGV) und der Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte – vielen besser bekannt als Tonpost – in Trier entdecken – eines von knapp 800 Angeboten.
Langsam füllt sich der Pressekonferenz-Raum im BGV mit neugierig dreinblickenden Kindern und ebenso neugierigen Erwachsenen. Die erste Gruppe des Tages teilt sich gleich in zwei Kleingruppen auf. Während die eine sich an verschiedenen Stationen unterschiedlichen Aufgaben stellt, entdeckt die Zweite mit Kathrin Schmitt, Leiterin der Tonpost, und dem ehrenamtlichen Tonpost-Redaktionsmitglied Clemens Berwanger das Tonstudio.
Die eigene Stimme klingt für uns komisch
"Die Kabine ist schalldicht, damit keine Geräusche von Außen eindringen", erklärt Kathrin Schmitt den Kindern. Die Technik wird von außerhalb der Kabine gesteuert, über ein Mikrofon und Lautsprecher bleiben die Personen außen und innen in Kontakt. "Hat denn schon mal jemand von euch in ein Mikrofon gesprochen?", will die Tonpost-Leiterin wissen. Das hat bisher noch keines der Kinder. Gemeinsam mit Clemens Berwanger erfahren sie, was es in der Aufnahmekabine so alles gibt und wie die Technik funktioniert.
"Euch ist bestimmt schon aufgefallen, dass sich die Stimme auf Aufnahmen irgendwie anders anhört", erklärt er. "Oft ist man dann irritiert und findet das komisch, aber das ist Gewohnheitssache." Und das testen die Kinder gleich auch aus. Jedes von ihnen stellt sich einmal ins Mikrofon vor – mit Name, Alter und Hobbies. "Man kann sich auch mal versprechen oder husten, das kann man rausschneiden", erklärt der Experte.
"Das war cool und hat Spaß gemacht", resümiert die 11-jährige Johanna. "Sonst kennt man sowas nur aus dem Fernsehen, und man hört sich wirklich ganz anders." Gemeinsam mit ihrer Familie hat sie sich angeschaut, welche Aktionen es am Maus-Türöffnertag gibt und sich für die Tonpost entschieden. "Wir wollten mal wissen, wie es ist, wenn man nichts sieht, wie das mit der Blindenschrift funktioniert und wie man sich orientieren kann."
Dazu gehört natürlich nicht nur das Aufnahmestudio, in dem zahlreiche Hörmagazine und auch der Hör-"Paulinus" produziert werden. Im Anschluss können die Kinder an verschiedenen Stationen herausfinden, vor welchen Herausforderungen blinde Menschen im Alltag stehen. Dabei geht es etwa darum, mit verbundenen Augen ein Bild auszumalen – ausgedruckt als Schwellkopie mit besonders gut fühlbaren Linien – oder eine Karotte zu schälen – gar nicht so einfach ohne die Augen.
An einer der Stationen geht es um Geld. Mit verbundenen Augen müssen die Kinder erfühlen, welche Münzen sie in der Hand halten. Ganz schön schwierig, wie Emma-Maria feststellen muss. "Ich wollte wissen, wie Menschen durch den Alltag kommen und wie viel Übung man braucht, bis man das alles kann", erklärt die 9-Jährige.
Wichtige Hilfsmittel kennengelernt
Dabei lernen die Kinder am Türöffnertag auch verschiedene Hilfsmittel kennen. Etwa einen Ball mit integriertem Glöckchen, der es blinden Menschen ermöglicht, Ball zu spielen. Oder ein Tablet mit einer App, mit der man Produkte im Supermarkt scannen kann. Das Programm sagt dann, welches Produkt man gerade in der Hand hält.
Ein wichtiges Utensil ist der Blindenstock. Im Flur haben die Kinder die Gelegenheit, das Gehen damit zu üben. Angeleitet von einem "echten" Blinden, Dirk Zwang, Vorsitzender des Verbandes der Blinden und Sehbehinderten Trier, machen sie sich vorsichtig auf den Weg durch die Gänge und müssen sich auf den Blindenstock verlassen. „Es hat sich witzig angefühlt“, sagt David (8) nach seiner Runde und überlegt: "Für Menschen, die schon ein Leben lang nicht sehen, ist das normal. Für mich war das was ganz anderes."